Die hier vorgestellte Spielauffassung versteht sich als Ergänzung zu bewährten Konzepten, nicht als deren Gegenentwurf. Vieles, was in der Blechbläserpädagogik tradiert ist, bleibt gültig; das Dudelsack-Leitbild, die Arbeit mit Zungenführung, „Lippe-zu“, Crescendo und Flüstermelodie verschieben die Perspektive und erweitern das Handwerkszeug – insbesondere dort, wo Leichtigkeit, innere Führung und Ökonomie gesucht werden.
Die im Buch beschriebenen Übungen sind Beispiele, keine abschließenden Kataloge. Sie lassen sich phantasievoll variieren und an individuelle Voraussetzungen anpassen. Entscheidend ist weniger die Form als die Qualität des inneren Verlaufs: Zunge steuert, Lunge stellt bereit, die Lippe antwortet – bei organisiertem Körpergebrauch.
Ebenso können die Übungsprinzipien in die musikalische Literatur eingebettet werden. Studien, Etüden, Orchesterstellen oder kammermusikalische Passagen bieten reiches Material, um Flüstermelodien zu antizipieren, Crescendi von innen her zu tragen, Naturtonbindungen gleiten zu lassen und die erreichte Energiebalance im musikalischen Kontext zu stabilisieren. Repertoire wird damit nicht unterbrochen, sondern zum Übungsraum der Konzepte.
Diese Methode setzt auf kontinuierliche Arbeit. Es gibt keinen „Zaubertrank“: Was sich als Aha-Moment zeigt – eine Etage höher, leichter, tragfähiger – ist das Ergebnis von ausdauerndem Üben, geduldiger Wiederholung und wachsender Vertrautheit mit einer prozessorientierten und weniger zielorientierten Herangehensweise. Der Ablauf ist wichtig, nicht das Ergebnis! Hier berührt sich die Spielauffassung mit der Alexandertechnik: Technik greift, wenn der Körper, der sie ausführt, zuvor gut organisiert ist.
Offen bleibt der Weg der Weiterentwicklung. Jede Person bringt andere Voraussetzungen mit; Lehrende und Spielende werden die Bausteine unterschiedlich gewichten und neue Verbindungen entdecken.
Lehre des Körpergebrauchs, die durch Innehalten und klare Ausrichtung (Direktionen) überflüssige Spannung vermeidet und die Koordination von Kopf, Hals und Rumpf so ordnet, dass Länge und Weite möglich bleiben. Fürs Spiel heißt das: zuerst Organisation, dann Technik; ein ruhiger Nacken, freier Hals und das Kiefer locker (erfahrbar z. B. im „whispered ah") schaffen die Bedingungen, damit die Zunge führen und die Lippe elastisch antworten kann.
Gesamtheit der an der Tonbildung beteiligten Strukturen im Mund-/Lippenbereich; in diesem Buch als reaktives System verstanden, das auf gerichtete Luftenergie antwortet.
Nicht primärer Hebel, sondern Folge koordinierter Führung: Die Zunge formt/beschleunigt (und in dieser Perspektive erzeugt als gerichtete Energie) den Luftstrom, die Lunge stellt bereit; das Gefühl von „Stütze“ ergibt sich daraus.
Anordnung zur Erfahrung minimaler Luftmenge und kontinuierlicher innerer Führung; Referenz für Luftökonomie und gleichmäßigen Verlauf (vgl. Kap. 4).
Fortführung und feine Steigerung der Zungenaktivierung über den Tonverlauf; Lautstärke entsteht als Konsequenz präziserer Führung, nicht aus Kraftsteigerung (vgl. Kap. 3).
Rollenverteilung: Zunge steuert, Lunge liefert nach, Lippe antwortet elastisch; lockeres Kiefer als Voraussetzung. Leitbild zur Vermeidung von Verkrampfung und künstlichem „Stützen“ (vgl. Kap. 5).
Dynamisches Gleichgewicht zwischen gerichteter Luftenergie (Zunge; bei lockerem Kiefer) und der Antwort der Lippe; Grundlage u. a. für leichte Ansprache, organisches Crescendo, Übertragung der Flüstermelodie und den Oktavtransfer.
Vorweg geflüsterte Klangidee als physiologischer Ablauf ohne Instrument; anschließend Übertragung auf das Instrument. Das Glissando markiert die hörbare Spur eines durchgehenden inneren Verlaufs (vgl. Kap. 4).
Vokalreihe zum Trainieren der Unabhängigkeit von Kiefer, Lippe und Zunge.
Ruhige, offene Stellung, die Raum für Zungenführung schafft; Grundbedingung dieser Methode; keine aktive Mitbewegung zur Tonhöhensteuerung.
Konzept des gezielten Tonstarts, bei dem Lippenschluss und Zungenaktivierung zusammenwirken (vgl. Kap. 2).
Kurze Töne, die ausschließlich mit im Mundraum gespeicherter Luft „gespuckt“ werden – analog zum Wasserspucken, ohne Lungenbeteiligung. Gängige Vorbereitung zur Zirkularatmung; demonstriert: Die Zunge kann Töne ohne Lunge erzeugen.
Oktaviertes Wiedererkennen der inneren Tonvorlage: Die vorweg geflüsterte Tonhöhe erscheint am Instrument eine Oktave höher (bewährt: g¹ → g²), getragen von der neuen Energiebalance. (vgl. Kap. 6)
Fein dosierte, elastische Spannungs- und Formarbeit nach vorn-oben, die den Luftstrom formt/beschleunigt.
Bildhafte Funktionsprobe für die Verwendung der Zunge analog eines Pumpenkolbens; oft als Vorübung zur Zirkularatmung.
Erfahrung aus der Alexandertechnik: macht lockeres Kiefer, Weite im Hals und die Koordination mit der Zunge erfahrbar; dient als gefühlte Referenz (vgl. Kap. 7).
Atemtechnik, bei der während die Luft aus dem Mundraum durch die Zunge nach außen geführt wird gleichzeitig durch die Nase eingeatmet wird; nützlich für sehr lange Phrasen oder spezielle Effekte.
Elastische, tonisierende Grundspannung der Zunge, die gerichtete Luftenergie bildet und den Luftstrom formt/beschleunigt; spürbar ohne sichtbare Grobbewegung, bei lockerem Kiefer.
Primäres Steuerorgan der Luftenergie des Trompeters.