Kapitel 7

Der Körper als Resonanzraum: Alexandertechnik, Körpergebrauch und Leichtigkeit

Die beste Technik funktioniert nicht, wenn der Körper, der sie ausführt, nicht zuvor gut organisiert ist. Die Alexandertechnik ist keine Methode „für“ Trompete, sondern eine Lehre des Körpergebrauchs: Sie verschiebt die Aufmerksamkeit vom Ergebnis auf die Art und Weise, wie etwas getan wird. Zentral sind das Innehalten, um überflüssige Anstrengung gar nicht erst aufzubauen, und das bewusste Ausrichten (Direktionen) in Aktivität. Beschrieben wird weniger eine Haltung als eine Koordination: das freie Verhältnis von Kopf, Hals und Rumpf, das Länge und Weite zulässt, anstatt sie durch kompensatorische Spannungen zu verkürzen.

Ein wiederkehrender Bezugspunkt ist das Kiefer. In übermäßiger Aktivität versucht es oft, Vorgänge zu „unterstützen“, die anderswo organisiert sein sollten.

Für die hier beschriebene Spielweise sind Lockerheit und Raum im Kiefer Voraussetzung, damit die Zunge ihre feine Steuerarbeit leisten kann. Genau hier ist die Verbindung zur Alexandertechnik konkret: Das „whispered aah“ macht erfahrbar, wie Kiefer, Zunge und Halsraum sich bei geringster Anstrengung ordnen können. Es erzeugt kein Klangziel und verordnet keine Haltung; es erinnert an ein losgelassenes Kiefer-Gefühl, das anschließend beim Spielen wiedererkannt werden kann – eine Voraussetzung für die Zungenführung im Sinne dieses Buches.

Auch kleine Entscheidungen im Umgang mit dem Instrument verändern den Körpergebrauch. Nicht der Kopf bewegt sich zur Trompete, sondern die Trompete kommt zum Kopf: eine unscheinbare Umkehr, die Nackenlast reduziert, die Aufrichtung erhält und so den freien Atem- und Zungenfluss begünstigt. Solche Mikropunkte sind weniger „Tricks“ als Konsequenzen einer geordneten Gesamtsituation.

Diese Skizze unterrichtet keine Alexandertechnik und ersetzt keine Arbeit mit qualifizierten Lehrpersonen. Sie benennt die Rahmenbedingungen, unter denen technische Konzepte überhaupt greifen: Wenn Kopf, Hals und Rumpf in balanciertem Gebrauch zusammenarbeiten, wenn das Kiefer ruhig Raum gibt und die Zunge nicht durch kompensatorische Muster behindert wird, dann entstehen jene Voraussetzungen, die an anderer Stelle dieses Buches als leichte Ansprache, organisches Crescendo, Übertragung der Flüstermelodie und – in der Folge – neue Energiebalance beschrieben wurden.

Merksatz: Organisation vor Technik. Ein gut organisierter Körper macht hörbar, was eine Technik verspricht. Das „whispered aah“ erinnert an den dafür nötigen lockeren Kiefer; alles Weitere baut darauf auf.

Nachwort

 

Meine Adresse

Mag. Stefan Ennemoser
Musiker
Ing.-Etzel-Straße 69c
A-6020 Innsbruck
Österreich

email

Wo ich bin

Mag. Stefan Ennemoser - Musiker

powered by webEdition CMS